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Badische Zeitung, 20.02.2021

Janusz Chwierut - Stadtpräsident von Oswiecim
Janusz Chwierut - Stadtpräsident von Oswiecim

"Eine Zukunft ohne Kriege und Gewalt aufbauen"

Von Kai Kricheldorff, Sa, 20. Februar 2021, Breisach

BZ-SERIE (7): Interview mit Stadtpräsident Janusz Chwierut aus Breisachs polnischer Partnerstadt Oswiecim / Bürger können Freundschaft und Verständnis vertiefen.

Die Stadt Oswiecim in Polen ist seit zehn Jahren mit Breisach durch eine Städtepartnerschaft freundschaftlich verbunden. Eine BZ-Serie erinnert an die Anfänge der Jumelage und ihren Werdegang. Kai Kricheldorff sprach mit Oswiecims Stadtpräsident Janusz Chwierut über die Bedeutung der Städtepartnerstadt mit Breisach und die Anstrengungen, die Oswiecim unternimmt, um nicht allein als eine Stadt mit schrecklicher Vergangenheit wahrgenommen zu werden.

BZ: Herr Chwierut, welche Erinnerungen verknüpfen Sie mit Ihren Aufenthalten in Breisach?

Janusz Chwierut: Ich habe Breisach als eine sehr malerische Stadt kennengelernt und erinnere mich besonders gern an das auf dem Berg gelegene Münster. Von dort oben aus kann man die schöne Umgebung der Stadt, das Rheintal, die Vogesen, den Schwarzwald sowie die Weinberge bewundern. Während meines Besuchs in Breisach habe ich viel über die Geschichte, Kultur und Tradition der Stadt kennengelernt. Die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt waren immer sehr gastfreundlich, nett und offen.

BZ: Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Städtepartnerschaft im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens?

Chwierut: Städtepartnerschaften sind eine Form direkter Zusammenarbeit zwischen Städten, ihren Einwohnern und den lokalen Behörden. Menschen aus verschiedenen Ländern kommen dabei miteinander in Kontakt, die, unabhängig von den Aktivitäten der nationalen Regierungen, an kulturellem, wirtschaftlichem und informativem Austausch interessiert sind. Die Partnerschaft zwischen Oswiecim und Breisach wurde im Jahre 2009 formell unterzeichnet. Seitdem vertiefen beide Städte ihre Verbindung durch den Austausch von Schulklassen und Jugendmannschaften der Fußballvereine sowie anderer zivilgesellschaftlicher Organisationen.
BZ:
Und wie hat sich die Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene entwickelt?

Chwierut: Auf der Ebene der Kommunalverwaltungen findet ein enger Informationsaustausch statt. Wir laden uns gegenseitig zu verschiedenen Veranstaltungen ein. Dabei ergibt sich Gelegenheit, Traditionen und Kultur der Partnerstadt kennenzulernen. Eine der wichtigsten Veranstaltungen in Oswiecim ist die alljährliche Feier Ende Januar zum Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau und der Stadt Oswiecim. Dazu laden wir Vertreter unserer Partnerstädte ein, natürlich auch Repräsentanten der Stadt Breisach. Am Rande der Gedenkfeier diskutieren wir die Kooperationspläne mit unseren Partnerstädten für die nächsten Jahre.

BZ: Zu Recht betonen Sie häufig, dass Oswiecim nicht mit Auschwitz gleichzusetzen ist. Konnte die Städtepartnerschaft mit Breisach in den letzten Jahren dazu beitragen, die öffentliche Wahrnehmung der Stadt Oswiecim in Deutschland zu verändern?

Chwierut: Die Städtepartnerschaft hat zweifellos dazu beigetragen, die Wahrnehmung Oswiecims zu verändern, insbesondere bei jungen Menschen, die in unsere Stadt kommen. Viele Besucher, die zum ersten Mal zu Gast sind, haben eine Vorstellung von Oswiecim, die sich ausschließlich mit dem Museum Auschwitz-Birkenau und der tragischen Geschichte des Zweiten Weltkriegs verbindet. Vor Ort sind sie dann immer positiv überrascht, dass wir eine sehr geschäftige Stadt mit moderner Infrastruktur sind, in der man seinen Interessen nachgehen, sich beruflich weiterentwickeln und auch Spaß haben kann. Oswiecim ist eine Stadt mit einer 800-jährigen vielseitigen Geschichte. Dabei vergessen wir natürlich nicht die tragischen Aspekte der historischen Vergangenheit. Unsere Aktivitäten im Bildungsbereich und bei der Erziehung junger Menschen konzentrieren sich auf die Achtung der Menschenrechte, aber auch auf die aktuellen Bedrohungen der europäischen und globalen Sicherheit, die sich aus Verletzungen dieser Grundrechte in der Gegenwart ergeben. Wir vermitteln jungen Menschen das Wissen zu dieser Thematik im Rahmen von Seminaren, Bildungsprojekten, Publikationen und Konferenzen.

BZ: Oswiecim sieht sich als "Stadt des Friedens", Breisach als "Europastadt": Welche gemeinsame Verantwortung ergibt sich aus diesen Attributen für die beiden Partnerstädte?

Chwierut: Oswiecim ist eine Stadt mit etwa 40 000 Einwohnern und Zentrum zahlreicher Friedensinitiativen. Sie ist Treffpunkt für Menschen verschiedener Nationalitäten, unabhängig von Religion und Glauben. Darin liegt für unsere Stadt die Chance, ein offenes, multinationales und multireligiöses Zentrum für Reflexion und Dialog zu werden. Dazu setzen wir auf Werte wie Koexistenz, Versöhnung, Liebe, Frieden, Toleranz, Dialog, Erinnerung, Freiheit, Verständigung und eine Welt ohne Gewalt. Das Leben zeigt leider oft, wie wenig Menschen und Nationen voneinander wissen: über Geschichte, Kultur, Religion, Sitten und Gebräuche und den Glauben anderer Völker. Städtepartnerschaften bieten die Möglichkeit, die genannten Werte auf direktem Wege zu verwirklichen. Die Europastadt Breisach ist eine moderne und sich positiv entwickelnde Stadt, die wie Oswiecim viele Beziehungen zu anderen Zentren in Europa unterhält. Ich denke, diese Verbindungen sollten wir dazu nutzen, gemeinsam den Weltfrieden zu verbreiten. Unsere Verantwortung besteht darin, der jungen Generation zu vermitteln, wie sie eine Zukunft ohne Kriege und Gewalt in einer sich schnell verändernden Welt aufbauen können. Je mehr Städte, Institutionen und Menschen an diesem Prozess beteiligt sind, desto größer ist die Chance, dass diese Initiativen in ihrer Wirksamkeit gestärkt werden können.

BZ: Partnerschaft ist gleichbedeutend mit geben und nehmen. Was kann Oswiecim in die Städtepartnerschaft mit Breisach geben, und was bekommt sie von ihr zurück?

Chwierut: Eine gute Zusammenarbeit im Rahmen der Städtepartnerschaft kann für die örtliche Gemeinde und die Stadtverwaltung viele Vorteile bringen. Die Zusammenarbeit kann junge Menschen und ihre Altersgenossen aus anderen Ländern mobilisieren und inspirieren. Sie kann allen helfen, zu verstehen, was Europa ist, was es für die moderne Welt bedeutet und wohin es uns führen wird. Der Austausch von Erfahrungen, das Lernen über Tradition und Geschichte anderer Städte und Länder sind nur einige der Vorteile von Städtepartnerschaften. Kontakte zwischen den Menschen zu knüpfen und zu pflegen, gegenseitiges Verständnis und Vertrauen aufzubauen und die Freundschaft zueinander zu vertiefen, sind wichtige Ziele von Städtepartnerschaften.

BZ: Was wünschen Sie sich für die zukünftige Entwicklung der Städtepartnerschaft mit Breisach?

Chwierut: Unsere partnerschaftliche Zusammenarbeit ist ein langfristiges Engagement und nicht eine kurze Zusammenarbeit im Rahmen eines einzigen Projektes. Sie soll politische Veränderungen oder vorübergehende Probleme überstehen und beispielsweise bei Naturkatastrophen Unterstützung bieten. In einer solchen Partnerschaft ist es wichtig, die Zusammenarbeit an die aktuellen Anforderungen und Bedürfnisse anzupassen. Deshalb beziehen wir neben den lokalen Behörden auch die Bürgerinnen und Bürger unserer Städte in die Zusammenarbeit ein. In einer Zeit der Krise und der Einschränkungen, die wir jetzt im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie erleben, ist es ganz wichtig den Kontakt aufrechtzuerhalten. Dies gilt für den Dialog in der öffentlichen und privaten Sphäre ebenso für Kontakte auf zivilgesellschaftlicher Ebene.

Ungeachtet der vorübergehenden Verlagerung der Beziehungen in eine distanzierte, digitale Welt, warten wir gemeinsam auf die Zeit nach der Pandemie, in der wir uns im bewährten Rahmen, auch in neuen Verbindungen, wieder persönlich treffen und austauschen können. Wir hoffen, dass wir die gute Partnerschaft zwischen Breisach und Oswiecim bald wieder in der gewohnten Form fortsetzen und uns über die Herausforderungen der Gegenwart austauschen zu können.

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Vom Fußballtor in den Vorstand des Freundeskreises

Adalbert Respondek Foto: Kai Kricheldorff
Adalbert Respondek Foto: Kai Kricheldorff

BZ-SERIE (6):Adalbert Respondek setzt sich seit seiner Jugend für die Städtepartnerschaft ein / Senioren aus Polen besuchten Breisach.
Von Kai Kricheldorff, Do, 22. Oktober 2020, Breisach


Zu den Mitbegründern des Freundeskreises Oswiecim gehört Adalbert Respondek. Ihn stellen wir im 6. Kapitel der BZ Serie zum zehnjährigen Bestehen der Städtepartnerschaft Breisach – Oswiecim vor. Seit 2016 hat der 31-jährige Sozialarbeiter als Integrationsbeauftragter der Stadt seinen Arbeitsplatz im Breisacher Rathaus.

Als aktiver Fußballer hütete Respondek viele Jahre lang das Tor des SV Breisach, in dem er schon als Jugendlicher spielte. 2006 fuhr er zum ersten Mal mit der Jugendmannschaft seines Vereins nach Polen, wo sein Team auf die Mannschaft von Unia Oswiecim traf. In den nächsten Jahren sollten zahlreiche weitere Reisen folgten.

Mit Deutschlands östlichem Nachbarland ist Adalbert Respondek gut vertraut. Er wurde in Polen geboren und kam als Kind mit seiner Familie nach Breisach. "Als ich hier anfing, Fußball zu spielen, war Werner Nickolai mein Trainer. Weil meine Muttersprache Polnisch ist, bat er mich, ihn bei seinen Kontakten nach Oswiecim zu unterstützen”, schildert Respondek die Anfänge seiner ehrenamtlichen Arbeit für die zukünftige Städtepartnerschaft.

Als Dolmetscher gefragt
Bei Gründung des Freundeskreises Oswiecim wurde er als Jugendvertreter in den Vereinsvorstand gewählt. Über Jahre hinweg begleitete er unterstützend die Austauschprogramme zwischen beiden Städten, insbesondere die auf der sportlichen Ebene. Bei allen Begegnungen war Respondek als Dolmetscher gefragt. Vor einigen Jahren verhalf er zwei Jugendspielern von Unia Oswiecim zu einem Fußball-Praktikum beim Sport Club Freiburg.

Auch heute noch, inzwischen als junger Familienvater, besucht der 31-Jährige regelmäßig Polen. Als Beisitzer im Vorstand des Freundeskreises unterhält er nach wie vor viele Kontakte nach Oswiecim und ist in Sachen Städtepartnerschaft aktiv.

Zusammen mit dem Verein "Für die Zukunft lernen" hat der Freundeskreis kürzlich der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau sowie der Internationalen Jugendbegegnungsstätte Oswiecim/Auschwitz Spenden in Höhe von jeweils 2000 Euro überwiesen.

Beide Institutionen waren durch die Corona-Krise von einem massiven Besucherrückgang betroffen und dadurch in wirtschaftliche Schieflagen geraten. "Unsere Spenden haben eine hohe Symbolkraft und festigen die Freundschaft unserer beiden Städte", ist Professor Werner Nickolai, der Vorsitzende des Freundeskreises Oswiecim wie des Vereins "Für die Zukunft lernen", überzeugt.

Senioren halten Kontakt
Auch Senioren aus Oswiecim und Breisach sind im Zuge der deutsch-polnischen Städtepartnerschaft miteinander in Kontakt gekommen. Im September 2019 konnte der Stadtseniorenbeirat eine Delegation von Seniorinnen und Senioren aus Oswiecim in der Europastadt am Rhein begrüßen.

Acht ältere Bürgerinnen und Bürger aus Oswiecim waren im letzten Jahr zum Stadtfest anlässlich der 1650 Jahrfeier nach Breisach gereist. Den ersten Kontakt dazu hatte Werner Nickolai vom Freundeskreis hergestellt. Auch der Seniorenbeirat in der polnischen Partnerstadt setzt sich aus Ehrenamtlichen zusammen. "Er wird jedoch nicht, wie bei uns, von der Bevölkerung gewählt, sondern die Stadtverwaltung beruft die Beiratsmitglieder", erläutert Michael Mros, der Vorsitzende des Breisacher Stadtseniorenbeirats.

Gegenbesuch verschoben
Die polnischen Gäste nahmen an den Feierlichkeiten zum Stadtjubiläum teil, besuchten das Blaue Haus und unternahmen mit ihren Breisacher Gastgebern Ausflüge in die Umgebung, darunter auch nach Colmar. Für April dieses Jahres fest eingeplant war ein Gegenbesuch Breisacher Senioren in Oswiecim. Wegen Corona musste er abgesagt werden. "Aber wir sind mit den polnischen Freunden im Gespräch, das geplante Treffen der Seniorenbeiräte beider Städten auf das nächste Jahr zu verlegen", versichert Michael Mros.

Der Tour-Manager der Städtefreundschaft

Gabriel Dittrich. Foto: Kai Kricheldorff
Gabriel Dittrich. Foto: Kai Kricheldorff

BZ-SERIE (5): Gabriel Dittrich engagiert sich für die Jumelage.
Von Kai Kricheldorff, Do, 15. Oktober 2020 Breisach

Seit 2010 verbindet Oswiecim (Polen) und Breisach eine Städtepartnerschaft. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Begegnungen der Bürger aus den beiden Städten. Gabriel Dittrich organisiert seit Jahren Gruppenreisen von Breisach in die polnische Partnerstadt und begleitet auch oft die Reisegruppen nach Polen.

Seit vielen Jahren ist Dittrich Tour-Manager und Organisator der Studienfahrten, die regelmäßig von Breisach aus nach Oswiecim führen. Der Sozialarbeiter ist in Polen geboren und kam vor fast 40 Jahren als junger Mann nach Deutschland. Er ist sowohl in Breisach, als auch in Oswiecim bestens vernetzt.

Für 2020 hatte Dittrich erneut eine Studienfahrt nach Oswiecim geplant, die im Juni stattfinden sollte: "Flüge waren gebucht, Hotels reserviert, Termine vereinbart – dann kam Corona – und aus der Traum", beschreibt er die letzten Monate. Nachdem feststand, dass die Fahrt nicht stattfinden konnte, hatte Gabriel Dittrich alle Hände voll zu tun mit Stornierungen und Absagen. "Ob wir die Fahrt 2021 machen und nächstes Jahr das gleiche Programm realisieren können, das wir für diesen Sommer geplant hatten, steht noch in den Sternen", sagt er.

Mit Oswiecim kam Dittrich schon als Jugendlicher in Kontakt. Damals besuchte er zum ersten Mal die KZ-Gedenkstätte von Auschwitz. 1981 flüchtete er aus Polen, wo im gleichen Jahr die damalige kommunistische Regierung das Kriegsrecht ausgerufen hatte, als Reaktion auf die Massenproteste der Gewerkschaft Solidarnosc. In Deutschland studierte Dittrich Soziale Arbeit. Viele Jahre war er im Christophorus-Jugendwerk als Sozialarbeiter tätig.

Für den Verein "Für die Zukunft lernen" von Professor Werner Nickolai organisiert er seit Jahren Reisen und Aufenthalte von Jugendlichen in der Gedenkstätte Auschwitz. Als Dolmetscher mit Ortskenntnissen leistet Gabriel Dittrich dabei unentbehrliche Dienste.

In beiden Städten bestens vernetzt
Ganz selbstverständlich wurde er bald auch zum Mitstreiter für die Anbahnung der Städtefreundschaft Breisach – Oswiecim. Zusammen mit seiner Frau Gudrun organisiert er von Breisach aus die Studienfahrten und assistiert bei den offiziellen Kontakten zwischen beiden Städten. Die Beiden wirken meist im Hintergrund, sind dabei aber ganz wichtige Ansprechpartner, Ratgeber und Helfer für alle Gruppen aus Breisach, die Oswiecim besuchen.

Ebenso nutzen Organisationen aus Oswiecim, die eine Fahrt in die deutsche Partnerstadt am Rhein planen, die Kontakte und das Knowhow über das Gabriel und Gudrun Dittrich in Sachen deutsch-polnischer Jumelage verfügen.

"Beim Abschied fließen nicht selten Tränen"

Besuch in Straßburg. Foto: Privat
Besuch in Straßburg. Foto: Privat

BZ-SERIE (4): Zwischen Breisach und Oswiecim hat sich im vergangenen Jahrzehnt ein reger Schüleraustausch entwickelt.
Von Kai Kricheldorff, Mo, 12. Oktober 2020, Breisach


Seit 2010 verbindet Oswiecim in Polen und Breisach am Rhein eine Städtepartnerschaft. Sie ist maßgeblich auch durch einen regen Schüleraustausch geprägt.

Bereits 2005 setzte der Schüleraustausch zwischen Breisach und Oswiecim ein. In diesem Jahr machte sich erstmals eine Klasse der Hugo-Höfler-Realschule auf die Reise in die Stadt in Südpolen. Rainer Zimmermann, damals Lehrer an der Breisacher Realschule und langjähriges Gemeinderatsmitglied, war kurz vorher von seinem ersten Besuch in Oswiecim mit der Anregung für die Aufnahme des Schüleraustauschs zurückgekehrt. Er und sein Lehrerkollege Christoph Müller knüpften erste Kontakte und organisierten die Reise und das Besuchsprogramm. Im gleichen Jahr fand der Gegenbesuch von Schülern der Lukasz-Górnicki-Schule aus Oswiecim in Breisach statt.

Bis heute sind 15 Schülergruppen wechselseitig in beide Städte gereist. "Conasaczy – Was uns verbindet" lautet das gemeinsame Motto, unter dem rund 300 Schülerinnen und Schüler bislang am Austausch beteiligt waren. Allein aus der Hugo-Höfler-Realschule haben sie dabei 15 Lehrerinnen und Lehrer begleitet. Eine von ihnen ist Regina Maußner. Sie gehört zum Organisationsteam des Schüleraustauschs mit Oswiecim. "Wir setzen darauf, möglichst viele Lehrkräfte in den deutsch-polnischen Schüleraustausch einzubinden, denn es ist wichtig, dieses langfristig angelegte Projekt auf breiten Schultern zu platzieren", sagt die Realschullehrerin, die Geschichte, Mathematik und Biologie unterrichtet.

Herzliche Gastfreundschaft
Die Schülerinnen und Schüler, die jeweils für eine Woche in die Partnerstadt fahren, sind in den Familien der gastgebenden Schüler untergebracht. "Die private Unterbringung ermöglicht direktes Kennenlernen des Alltagslebens im anderen Land und vertieft die Kontakte zu den Gastgebern", so Regina Maußner. Die herzliche Gastfreundschaft, mit der sie in Oswiecim empfangen werden, überwältige regelmäßig die Teilnehmer aus Breisach. "Und, wenn wir nach acht Tagen die Rückreise antreten, fließen nicht selten Abschiedstränen." Das gelte auch für die Schüler aus Oswiecim, wenn diese nach dem Aufenthalt in Breisach wieder die Heimreise antreten.

Gemeinsamkeiten entdecken, Vorurteile abbauen, Grundlagen für Freundschaften schaffen, die Auseinandersetzung mit dem Holocaust sowie die Wissensvermittlung von Geschichte und Landeskunde sind fünf Kernthemen des Unterrichtsprogramms im Rahmen des Austauschs. In beiden Städten wird es durch ein vielseitiges Besuchsprogramm ergänzt, zu denen Stadtbesichtigung und Rathausempfang gehören. In Breisach zählen die Besuche im Blauen Haus und im Europäischen Parlament in Straßburg dazu. Freizeitorientiertes Highlight ist stets eine Visite im Europa-Park. Die polnischen Schüler erhalten außerdem Einblick in die kulturelle und regionalwirtschaftliche Bedeutung des Weinbaus am Kaiserstuhl.

In Oswiecim gehört für die Schülergruppen aus Breisach selbstverständlich ein Besuch des Museums und der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz dazu. Sie werden durch das jüdische Zentrum der Stadt geführt, machen einen Tagesausflug in die südpolnische Metropole Krakau sowie ins historische Salzbergwerk Wieliczka und den Kurort Zakopane im Tatra-Gebirge.

"Viele Übereinstimmungen"
Lehrerin Magdalena Sobon begleitet seit vielen Jahren das Projekt. Sie unterrichtet Deutsch und Geschichte an der Łukasz-Górnicki-Schule in Oswiecim und begleitet den Schüleraustausch mit der Hugo-Höfler-Realschule in Breisach von Beginn an. "Der erste Austausch kam damals sehr kurzfristig zustande und die Gäste aus Breisach wohnten in der Jugendbegegnungsstätte. Sie verstanden sich von Beginn an mit unseren Schülern sehr gut und fanden auch Aufnahme in deren Familien. Und die Eltern fragten gleich, warum die deutschen Mädchen und Jungen nicht bei ihnen zu Hause wohnen könnten. Seitdem sind die Teilnehmer in Oswiecim und in Breisach immer bei den Familien ihrer Gastgeber untergebracht", erzählt Magdalena Sobon. Der Satz "Wir sind als Gäste gekommen und fahren als Freunde zurück", habe sich als Motto des Schüleraustauschs etabliert.

Ihrer Beobachtung zufolge stimmten bei den polnischen und deutschen Schülern oftmals Interessen, Mode und Musikgeschmack überein. Das erleichtere die Kontaktaufnahme und gegenseitige Sympathien bauten sich schneller auf. Inzwischen gebe es viele Teilnehmer des Schüleraustauschs, die seit Jahren freundschaftliche Kontakte unterhalten. "Und wenn wir nächstes Jahr mit unserer Klasse Breisach besuchen, bringe ich eine junge Kollegin mit, die jetzt seit kurzem an unserer Schule unterrichtet. Sie hat 2006 im ersten Austauschjahr die Fahrt nach Breisach als Schülerin mitgemacht", kündigt Magdalena Sobon an.

"Jugendaustausch hat ganz große Bedeutung"

Leszek Szuster.
Leszek Szuster.

BZ-SERIE (3): Interview mit Leszek Szuster, dem Leiter der internationalen Jugendbegegnungsstätte Oswiecim/Auschwitz, über die Partnerschaft mit Breisach.
Von Kai Kricheldorff Mi, 07. Oktober 2020, Breisach


Leszek Szuster leitet seit vielen Jahren die internationale Jugendbegegnungsstätte Oswiecim/Auschwitz.
Foto: Int. Jugendbegegnungsstätte Oswiecim/ Auschwitz (IJBS)


Am Anfang der Kontakte zwischen Breisach und Oswiecim stand der Fußball. Genauer gesagt, der Sportleraustausch zwischen Jugendfußballern aus beiden Städten. Leszek Szuster, der Leiter der internationalen Jugendbegegnungsstätte Oswiecim/Auschwitz, zeichnet im Gespräch mit Kai Kricheldorff den Weg von der ersten Sportbegegnung zu der seit zehn Jahren bestehenden Städtepartnerschaft Oswiecim-Breisach nach.


BZ: Was ist für Sie das wichtigste Ergebnis des Jugendaustauschs zwischen Oswiecim und Breisach?

Szuster:
Dieser Jugendaustausch hat für beide Städte ganz große Bedeutung. Sein Zustandekommen ist dem mutigen Vorangehen von Werner Nickolai aus Breisach zu verdanken. Anfang der 1990er Jahre startete er in Oswiecim die ersten Projekte mit dem Verein "Für die Zukunft lernen". Zu Beginn dachten Nickolai und ich, dass ein Austausch zwischen Sportlern, in diesem Fall jungen Fußballspielern, ein gutes Projekt sein könnte, junge Menschen aus Polen und Deutschland zusammenzubringen. Dass daraus einmal eine Städtepartnerschaft entstehen könnte, lag außerhalb unserer Vorstellungen.

BZ: Warum Fußballer?

Szuster:
Werner Nickolai war Fußballtrainer in Breisach, ich bin von klein auf immer eng mit dem Fußball in Verbindung gewesen. Vor dem Krieg spielte mein Vater, Eugeniusz Szuster, beim Erstligaverein Polonia Warszawa und wurde in den Kader der polnischen Nationalmannschaft berufen. Später wirkte er viele Jahre als Manager bei Unía Oswiecim. Als ich Werner Nickolai vor bald 30 Jahren kennenlernte, war ich auf der Suche nach einer Möglichkeit, die Jugendmannschaft von Unía gegen Teams aus dem Ausland spielen zu lassen. Die Idee war, jungen Menschen aus Polen eine Möglichkeit zu bieten, ins Ausland zu reisen, um Europa kennenzulernen. Nickolai war der richtige Partner für dieses Projekt.

BZ: Wie hat sich der Austausch entwickelt?

Szuster:
Die schönsten Ergebnisse entstehen meist durch Zufall. Werner Nickolai konnte damals den späteren Bundestrainer Jürgen Klinsmann dafür gewinnen, den Verein "Für die Zukunft lernen" und vor allem den Sportleraustausch zwischen dem SV Breisach und Unía Oswiecim zu fördern. Klinsmann hat sich, zusammen mit dem ehemaligen polnischen Nationalspieler Jan Furtok, der zwischen 1988 und 1995 beim Hamburger SV und bei Eintracht Frankfurt in der Bundesliga spielte, sehr tatkräftig dafür engagiert. Mehrfach hat Klinsmann unsere Jugendmannschaft großzügig mit Ausrüstung (Trikots, Schuhen, Trainingsanzügen, Fußbällen) unterstützt und er übernahm die Schirmherrschaft für den Sportleraustausch zwischen beiden Vereinen. Die Stadt hat Jürgen Klinsmann dafür, auf Empfehlung von Unía Oswiecim, mit der Ehrenmedaille der Stadt Oswiecim ausgezeichnet.

BZ: Gab es beim Sportleraustausch auch Probleme?

Szuster:
Nicht wirklich. Aber in Oswiecim war es nicht möglich, die Fußballer aus Breisach privat unterzubringen. Anders als in Deutschland leben Familien in Polen meistens in kleineren Wohnungen und können deshalb keine Gäste aufnehmen. Also haben wir beim deutsch-polnischen Jugendwerk (DPJW) für die Gäste vom SV Breisach Seminare angemeldet und Auschwitz als Lernort angegeben. So konnte die Unterbringung in der internationalen Jugendbegegnungsstätte Oswiecim/Auschwitz stattfinden und zugleich erhielten wir eine Projektförderung vom deutsch-polnischen Jugendwerk. Über viele Jahre hat das den Sportleraustausch ermöglicht.

BZ: Wie sehen die Bürger von Oswiecim die Städtepartnerschaft mit Breisach heute?

Szuster:
Für mich gibt es verschiedene Ebenen dieser Städtepartnerschaft. Das sind die 16- bis 18-jährigen Fußballer, für die eine Fahrt nach Breisach oftmals ihre erste Auslandsreise überhaupt und damit ein ganz besonderes Erlebnis ist. Sie sind überwältigt von dem, was sie in Breisach erleben. Nicht allein in sportlicher Hinsicht. Auch die Unterbringung in den Familien ihrer deutschen Fußballfreunde gehört dazu und dann natürlich das Rahmenprogramm. Sie besuchen ein Bundesligaspiel des SC Freiburg, sie sind zu Gast im Europäischen Parlament in Straßburg und verbringen einen Tag im Europa Park.

BZ: Was nehmen die jungen Leute mit von ihrem Besuch in der Partnerstadt?

Szuster:
Das sind aufregende Erlebnisse, die das Leben und Denken junger Menschen nachhaltig beeinflussen. Wenn sie nach Oswiecim zurückkehren, erzählen sie davon und von der herzlichen Gastfreundschaft, die ihnen entgegengebracht wurde. Viele Teilnehmer berichteten auch von ihrer Erfahrung, dass die Unterschiede zwischen deutschen und polnischen Jugendlichen viel geringer waren als angenommen und die Gemeinsamkeiten überwogen. Die Interessen, beispielsweise was Musik, Mode oder Jugendkultur betrifft, gleichen sich. Diese Erfahrung ist eine tragende Säule der Partnerschaft. Für die Jugendlichen aus Breisach, die zu uns kommen, nehmen natürlich die deutsch-polnische Geschichte, die historischen Linien, die zur Shoa geführt haben, und der Besuch der Gedenkstätte und des Museums Auschwitz-Birkenau einen besonderen Stellenwert ein. Die sportliche und menschliche Begegnung erfährt damit eine zusätzliche, sehr ernsthafte und wichtige Ergänzung.

BZ: Am Anfang stand der Austausch zwischen jugendlichen Sportlern. War er der Schlüssel für die 2010 begründete Städtepartnerschaft?

Szuster:
Ja, aus heutiger Sicht lässt sich das sagen. Die Fußballer haben den Staffelstab weitergereicht. Es gibt einen regen Schüler- und Kulturaustausch, Studienreisen finden statt und die Kontakte der Politiker aus beiden Städten sind ziemlich eng. Viele Menschen in Breisach und Oswiecim engagieren sich für die Städtepartnerschaft und halten sie lebendig. Persönliche Freundschaften und enge Kontakte bilden ihren Kern. Ich sehe sie als Herausforderung und Zukunftsaufgabe, für ein gemeinsames und friedliches Europa einen Beitrag zu leisten. Oswiecim und Breisach sind dabei auf einem guten Weg.


ZUR PERSON: Leszek Szuster (64)

Szuster studierte Bauingenieurwesen und arbeitete einige Jahre als Bauleiter, bevor er ein Fernstudium der Pädagogik aufnahm und für einige Zeit als Mathematiklehrer an einer Schule unterrichtete. Als junger Mann war er aktiver Fußballer. Später studierte er Philosophie und Religionswissenschaft an der Jagiellonen-Universität in Krakau. Seit 24 Jahren ist Szuster Direktor der Internationalen Jugendbegegnungsstätte Oswiecim/Auschwitz (IJBS).

Wegbereiter der Städtepartnerschaft mit Oswiecim

BZ-SERIE (2): Werner Nickolai ist seit über 30 Jahren mit der polnischen Schwesterstadt von Breisach eng verbunden / Er hat zahlreiche Projekte initiiert.
Von Kai Kricheldorff, Badische Zeitung, 04. September 2020, Breisach


2009 unterzeichneten der damalige Oberbürgermeister von Oswiecim, Janusc Marszalek (links),
und Breisachs Bürgermeister Oliver Rein in Polen die Urkunde für die Städtepartnerschaft. Foto: Marek Lach

Seit 2010 verbindet Oswiecim in Polen und Breisach am Rhein eine Städtepartnerschaft. Die ersten Kontakte zwischen beiden Städten entstanden schon vor fast einem Vierteljahrhundert. Die Geschichte der Jumelage, die jetzt ihr zehnjähriges Jubiläum begeht, zeichnet die BZ in einer Serie nach.

Seine erste Reise nach Oswiecim hat Werner Nickolai 1986 unternommen. Als Sozialarbeiter begleitete er damals eine Gruppe von Jugendlichen im Strafvollzug. "Unser Ziel war die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Auschwitz. Der Name Oswiecim sagte mir damals überhaupt nichts", erinnert sich der in Breisach lebende und zum Jahresanfang 2020 emeritierte Professor der Katholischen Hochschule Freiburg.

Dieser erste Besuch hatte eine nachhaltige Wirkung. Oswiecim und Auschwitz haben Nickolai seither nicht mehr losgelassen. Vielmehr begannen sie Einfluss auf sein berufliches, wie privates Leben zu nehmen. 1992 organisierte Nickolai erstmals eine Fahrt in die KZ-Gedenkstätte Auschwitz, an der Jugendliche aus dem Christophorus-Jugendwerk in Oberrimsingen sowie aus einer vergleichbaren Einrichtung in Rostock teilnahmen.

"Im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen und an anderen Orten in Deutschland waren damals pogromartige Demonstrationen gegen Asylbewerber aufgeflammt. Plötzlich war das Gespenst des rechtsradikalen Straßenmobs wieder da und es galt dagegen ein Zeichen zu setzen", erinnert er sich. Sozial benachteiligte Jugendliche, die besonders leicht für neonazistische Ideologien aufgeschlossen sein könnten, versuchten Nickolai und andere Sozialarbeiter, dagegen zu wappnen. Quasi als Prävention sollten die jungen Menschen in Auschwitz-Birkenau mit eigenen Augen sehen, zu welchen furchtbaren Auswüchsen Menschenverachtung, Hass, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus führen können.

Bei diesem Besuch lernte Nickolai, der inzwischen die Fußballjugend des FC Rimsingen trainierte, einen jungen Mann kennen: Robert Thalheim. Dieser leistete damals im Rahmen der Aktion Sühnezeichen seinen Friedensdienst in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte Oswiecim/Auschwitz. Thalheim, der ein bekannter Filmregisseur werden sollte, überzeugte Nickolai von der Idee, mit den Rimsinger Jugendfußballern nach Polen zu reisen und eine Sportbegegnung mit den Kickern des örtlichen Vereins Unia Oswiecim zu organisieren.

In Leszek Schuster, dem damaligen Leiter der Jugendbegegnungsstätte fanden Thalheim und Nickolai einen engagierten Förderer dieser Idee. Schuster ist selbst ein großer Fußball-Fan, auch, weil sein Vater einst ein bekannter polnischer Nationalspieler war.

Ein Jahr später, 1993, gründete Nickolai in Breisach den Verein "Für die Zukunft lernen", der sich für die Erhaltung der Kinderbaracke im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau einsetzt. Die Kinderbaracke auf dem Lagergelände ist ein besonders grausamer und tragischer und deshalb besonders anschaulicher Teil der Gedenkstätte Auschwitz. Ihr Erhalt bedarf eines aufwendigen Bauunterhalts, für den der Verein "Für die Zukunft lernen" seit über einem Vierteljahrhundert Spenden generiert. Bislang ist eine Summe von fast 40 000 Euro zusammengekommen. Mit weiteren 25 000 Euro haben die Vereinsmitglieder ein Buchprojekt der Gedenkstätte unterstützt.

Zu einer ersten Fußballbegegnung zwischen den Jugendmannschaften von Unia Oswiecim und dem FC Rimsingen kam es 1997 in der polnischen Stadt. Bald darauf kam das Team zum Gegenbesuch nach Breisach. Ein paar Jahre später übernahm Nickolai, der inzwischen als Fachschulrat an der Katholischen Fachhochschule in Freiburg lehrte, den ehrenamtlichen Trainerposten beim SV Breisach. Fortan fand der Sportleraustausch mit Fußballern aus Oswiecim mit diesem Verein statt.

Über viele Jahre organisierte und begleitete Nickolai die Jugendprojekte des Vereins "Für die Zukunft lernen" in die Gedenkstätte nach Auschwitz. Und mit jeder Reise vertieften sich seine Beziehungen zu den Bürgern der Stadt Oswiecim. Er wurde zum engagierten Wegbereiter eines partnerschaftlichen Austauschs und gründete 2007 den Freundeskreis Oswiecim. Er bildete das Fundament für die drei Jahre später folgende Jumelage zwischen Breisach und der Stadt im Süden Polens.

Es braucht Akteure auf beiden Seiten, um eine Partnerschaft anzubahnen und mit Leben zu erfüllen", sagt Nickolai rückblickend. Ihm gelang mit diplomatischem Geschick, ein erstes Treffen zwischen dem Stadtpräsidenten von Oswiecim und Alfred Vonarb, dem damaligen Breisacher Bürgermeister, zu organisieren. Nickolai stellte Kontakte zwischen der Breisacher Hugo-Höfler-Realschule und dem Gimnazjum Nr. 2 in Oswiecim her, die alsbald zur Aufnahme eines gegenseitigen Schüleraustauschs führte. Er hat sich seither sehr gut entwickelt, seit 2010 beteiligte sich auch das Martin-Schongauer-Gymnasium daran. Nickolai ist dankbar dafür, dass seine Initiative so viele Förderer und Mitstreiter sowie generöse Sponsoren in beiden Städten gefunden hat.

Längst gibt es auch auf der politischen Ebene eine enge, freundschaftliche Zusammenarbeit, die auf guten persönlichen Verbindungen fußt. Durch Studienreisen und die Teilnahme an Fahrten von Vereinen und Organisationen haben zahlreiche Bürgerinnen und Bürger die jeweils andere Partnerstadt kennengelernt. Dabei wurden oftmals auch private Kontakte geknüpft.

ZUR PERSON:

Werner Nickolai (Jahrgang 1950) lebt seit vielen Jahren in Breisach. Bis vor wenigen Monaten war er Professor für Soziale Arbeit an der Katholischen Hochschule Freiburg. Er ist Vorsitzender des Vereins für die Zukunft lernen und des Freundeskreises Oswiecim.

Kontakt und Info:

www.fuer-die-zukunft-lernen.de

www.freundeskreis-Osiwecim.eu

"Ein starkes Zeichen der Versöhnung"

Zehn Jahre Partnerschaft Breisach-Oswiecim

BZ-Serie (1): Interview mit Breisachs Bürgermeister Oliver Rein über die Städtepartnerschaft mit dem polnischen Oswiecim
Von Kai Kricheldorff, Badische Zeitung, 27. August 2020, Breisach

Seit zehn Jahren sind Breisach und Oswiecim in Polen durch eine Städtepartnerschaft freundschaftlich miteinander verbunden. Eine BZ-Serie erinnert an die Anfänge dieser Jumelage und an ihren Werdegang. Kai Kricheldorff unterhielt sich darüber mit Breisachs Bürgermeister Oliver Rein.
BZ: Sie waren von Beginn an in die Beziehungen zwischen Breisach und Oswiecim eingebunden. Welche Erinnerungen verknüpfen Sie damit?

Rein: 2005 bin ich zum ersten Mal nach Oswiecim gereist, damals als Beigeordneter der Stadt Breisach. Ich war sehr beeindruckt von der großen Aufmerksamkeit, mit der man uns damals empfangen hat, und dem freundschaftlichen Geist, in dem schon die erste Begegnung stattfand. Sofort war klar, dass Oswiecim es mit dem Wunsch nach einer Städtepartnerschaft ernst meinte und daran interessiert war, möglichst enge Beziehungen zu Breisach aufzubauen.

BZ: Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Städtepartnerschaft im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens?

Rein: Diese Beziehungen wuchsen in die Breite, aber auch in die Tiefe. Heute gibt es in Breisach viele Vereine und andere Institutionen, die mit Partnerorganisationen in Oswiecim in sehr regem Kontakt stehen. Alljährlich findet eine wachsende Zahl von Begegnungen statt. Der Schüler- und Jugendaustausch hat ein sehr hohes Niveau erreicht und es entwickelte sich ein reger Kulturaustausch. Bei all diesen Projekten entstehen natürlich persönliche Beziehungen und Freundschaften zwischen Menschen in Oswiecim und Breisach.

BZ: Welche Kräfte hatten maßgeblichen Anteil an der positiven Entwicklung?

Rein: Da ist zuerst unser Breisacher Mitbürger Professor Werner Nickolai zu nennen. Der von ihm gegründete Verein "Für die Zukunft lernen" engagiert sich seit vielen Jahren sehr für die Erhaltung der Kinderbaracke im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Aus diesem Verein hervorgegangen ist der Freundeskreis Oswiecim. Er und Nickolai als sein Vorsitzender waren von Beginn an der Motor für die Gründung der Städtepartnerschaft vor zehn Jahren. Altbürgermeister Alfred Vonarb und Karl-Anton Hanagarth als damaliger Rektor der Hugo-Höfler-Realschule, der FC Rimsingen und der SV Breisach haben frühzeitig Kontakte nach Oswiecim geknüpft, die auf dem sportlichen Sektor sehr bald zu regelmäßigen Begegnungen führten.

BZ: Partnerschaft ist gleichbedeutend mit Geben und Nehmen. Was gibt Breisach in diese Jumelage? Was bekommt sie von der Städtepartnerschaft?

Rein: Die Jumelage mit Oswiecim ist zweifellos eine besondere Städtepartnerschaft für uns. In Oswiecim befand sich das Konzentrationslager Auschwitz. Dieser Ort ist Teil der deutschen Geschichte geworden und damit auch der Geschichte unserer Stadt. Dazu bekennen wir uns. In Auschwitz wurden Breisacherinnen und Breisacher ermordet, aber in Auschwitz haben Breisacher auch Verbrechen begangen. Aus dieser Vergangenheit ergibt sich für uns eine besondere Verantwortung, an die in Auschwitz verübten Verbrechen zu erinnern und ihrer vielen Opfer zu gedenken. Die Partnerschaft mit Oswiecim stellt ein starkes Zeichen der Versöhnung dar, dass wir als Geschenk betrachten dürfen. Sie steht auf einem festen Fundament, auf dem viele freundschaftliche Verbindungen und eine enge Vertrautheit gewachsen sind. Das lässt uns mit Zuversicht in die Zukunft blicken.

BZ: Wegen der Corona-Krise mussten alle geplanten Veranstaltungen zum zehnjährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft leider abgesagt werden. Können sie 2021 nachgeholt werden?

Rein: Ich denke, wir können einen Teil der vorgesehenen Veranstaltungen, für die schon in beiden Städten Vorarbeiten geleistet worden waren, im nächsten Jahr in das Breisacher Stadtfest integrieren.

BZ: Was wünschen Sie sich für die zukünftige Entwicklung der Städtepartnerschaft mit Oswiecim?

Rein: Ich wünsche mir, dass die Begegnungen und der Austausch zwischen Menschen unserer beiden Städte fortgesetzt und ausgebaut werden. Eine Zukunftsaufgabe wird es sein, die junge Generation für die Jumelage zu begeistern, damit unsere Partnerschaft weiterleben und gedeihen kann. Mein zweiter Wunsch wäre, dass wir in ein paar Jahren, zusammen mit allen unseren Freunden aus den Partnerstädten Saint-Louis, Neuf-Brisach und Oswiecim, ein großes Europafest in Breisach feiern können.


Zur Person

Oliver Rein (48) ist seit 14 Jahren Bürgermeister der Stadt Breisach. Außerdem ist er Vorsitzender der Europa-Union Breisgau-Hochschwarzwald, stellvertretender Vorsitzender des grenzüberschreitenden Zweckverbands "Zwei-Breisacher-Land" (Communauté des Communes Pay Rhin-Brisach) und Vorsitzender der CDU-Fraktion im Kreistag Breisgau-Hochschwarzwald.

Breisachs Bürgermeister Oliver Rein (rechts) übergab im Mai 2008 im Beisein des damals 85-jährigen Henryk Mandelbaum (Mitte), der als Häftling im Konzentrationslager Auschwitz den Holocaust überlebte, einen Stein des Stephansmünsters an den damaligen Stadtpräsidenten von Oswiecim, Janusz Marszalek. Foto: Kai Kricheldorf

Wie Kinder zu Lebensrettern wurden

Bericht in der Badischen Zeitung von Claudia Müller. Sa, 23. November 2019

Im Namen des Vereins „Für die Zukunft lernen“ und des Freundeskreises Oswiecim überreichten (von rechts) Breisachs Bürgermeister Oliver Rein, Werner Nickolai und Gabriel Dittrich einen Scheck an Barbara Daczynska, Magdalena Piewa-Ould und David Kennedy für die Synchronisation des polnischen Dokumentarfilms „Das geheime Netz des Guten um Auschwitz“, der in Breisach Deutschlandpremiere hatte. Foto: Claudia Müller

In Breisach wurde der polnische Dokumentarfilm "Das geheime Netz des Guten um Auschwitz" gezeigt.

BREISACH. Es war ein besonderes Geschenk, das die Filmemacher aus Oswiecim ihrer Partnerstadt Breisach überreichten. "Das geheime Netz des Guten um Auschwitz" heißt der Dokumentarfilm, der im Kommunalen Kino nun erstmalig in deutscher Synchronisation gezeigt wurde. Zur Finanzierung der professionellen deutschen Sprecher hatten auch die beiden Breisacher Vereine "Freundeskreis Oswiecim" und "Für die Zukunft lernen" beigetragen.

Brot ins Lager geschmuggelt
Zwei Laib Brot habe sie bekommen, erzählt die alte Dame, die im Breisacher Kino an die Leinwand projiziert wird. Die habe sie, in Scheiben geschnitten, in einem Korb verstaut und unter einem Haufen feuchter Wäsche verborgen, um sie so ins Konzentrationslager Auschwitz zu schmuggeln. Auf dem Weg dahin aber sei sie gestolpert, auf dem ganzen Boden sei das Brot verteilt gewesen und auf der Mauer hätten Häftlinge mit Soldaten in Uniform gestanden, die laut lachten, während sie die Scheiben einsammelte.

Sie habe das Brot doch nicht einfach liegen lassen können, sagt die Frau auf Polnisch, die deutsche Synchronisationsstimme ist darüber gelegt, und sie lacht selbst, als sie davon erzählt. Die Dame lacht, der Zuschauer ist irritiert. Kindheitserinnerungen an Auschwitz? Ist dieses Lachen nicht naiv, irgendwie unanständig? Immerhin geht es um Auschwitz, den Erinnerungsort europäischen Horrors.

Zivilcourage der Bevölkerung
Die rund 20 Zeitzeugen, die in den Interviews des Films zu Wort kommen, waren Kinder, als das nationalsozialistische Deutschland ins polnische Nachbarland einfiel. Sie sind die letzten Überlebenden, die erzählen können, wie die alte Stadt Oswiecim überhaupt zu Auschwitz und damit zur Chiffre für den systematischen nationalsozialistischen Völkermord wurde. Unter den Interviewten ist auch der Großvater der beiden Cousinen Barbara Daczynska und Magdalena Plewa-Ould, die gemeinsam mit dem Regisseur Jaroslaw Wilczak sechs Jahre lang an der Dokumentation gearbeitet haben.

Die Geschichte der geheimen Helfer um Auschwitz ist also aus der Sicht der Kinder Oswiecims erzählt. Diese Perspektive bestimmt die chronologische Ordnung des Dokumentarfilms, der mit dem Einmarsch der Wehrmacht und der Umbenennung Oswiecims in Auschwitz beginnt.

KZ in direkter Nachbarschaft
Diese Stadt ist der Schauplatz und konsequent bleibt der Film bei ihr und ihren Bewohnern. Um Platz zu schaffen für den riesigen Lagerkomplex, zu dem auch das Stammlager Auschwitz und das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau gehörten, wurden zahlreiche Familien zur Umsiedlung gezwungen, Felder und Straßen zum Sperrgebiet erklärt. Sehr zurückgenommen sind zwischen den einzelnen Interviewausschnitten kurze Kommentare eingefügt, die über den historischen Hintergrund informieren. Im Mittelpunkt der Dokumentation stehen die Menschen und ihre Erinnerungen an eine Kindheit unter den Bedingungen von Besatzungsherrschaft, Lebensmittelrationierung und einem Arbeits- und Vernichtungslager in der direkten Nachbarschaft.

Unter Einsatz des Lebens
Es sind die Anekdoten der Zeitzeugen, mit denen sich Stück um Stück ein Bild vom Oswiecim jener Jahre zusammensetzt. Es geht um den Vater, der sein Pausenvesper nicht essen mag, weil ihm angesichts des Elends bei der Ankunft der ersten Häftlingszüge der Appetit vergangen ist. Es geht um Väter, die besorgt die Hände überm Kopf zusammenschlagen, als sie die konspirativen Kochtöpfe sehen, in denen die Frauen Eintöpfe kochen, die die Kinder dann zu den Zwangsarbeitern auf die Felder schmuggeln. Von einem Dankesbrief aus dem Lager erzählt eine Zeitzeugin, unter Tränen eine andere von ihren Eltern, die wegen ihrer Hilfe für die Häftlinge selbst im Lager verschwanden, und vom Vater, der von dort nie mehr wiederkam.

Diese konkrete Lebensgefahr steht im krassen Widerspruch zur Naivität der Kindheitserinnerungen. In der Erzählung erscheint manches als Abenteuer, und es scheint dabei fast unerheblich, ob die beiden Mädchen hinterm Rücken des Vaters mit ihren Proviantkörben ausbüxen oder ob sich die Gruppe Kinder bei ihrem heimlichen Kurierdienst vor den Soldaten im Roggenfeld versteckt.

Aufgezeichnete Erinnerungen
Diese vermeintliche Harmlosigkeit führt jedoch keineswegs zu einer Verharmlosung der Ereignisse. Anliegen und Stärke des Films liegen vielmehr darin, dass er eben keine Geschichte des Naziterrors von Auschwitz rekonstruieren möchte. Genauso wenig aber ist er eine Heldengeschichte über die geheimen Helfer und Widerstandskämpfer, die sich doch allzu leicht von einer polnisch-nationalistischen Politik instrumentalisieren ließe. Im Verzicht einer solchen Vereinnahmung des Gestern liegt ein besonderer Verdienst der Filmemacher.

Sie haben sich dafür entschieden, Erinnerungen aufzuzeichnen, bevor es zu spät ist. Entstanden ist eine überraschend arglose Geschichte, die in der Kindheitserzählung dennoch ihr volles Recht hat. Auschwitz, der museale Ort des Bösen, darf damit auch wieder ein wenig Oswiecim sein. Das historische Bild wird damit dichter, ohne dass Schrecken und Mahnung ersetzt würden.

Die Guten um Auschwitz

Premiere im Breisacher Kino.

BREISACH. Zur Uraufführung des Filmes "Das geheime Netz des Guten um Auschwitz" lädt der Freundeskreis Oswiecim in Zusammenarbeit mit dem Kommunalen Kino Breisach am Samstag, 16. November, 16 Uhr, ein.

Der Dokumentarfilm ist den Einwohnern von Oswiecim und Umgebung gewidmet, die ihr Leben riskierten, um KZ-Häftlingen zu helfen. Das Zeugnis von mehr als 20 im Film porträtierten Personen ist ein Ausdruck von Heldentum und Widerstand gegen die Grausamkeit im Lager.

Anlass für die Entstehung des Filmes war Eugeniusz Daczynski. Er gehörte zu der Gruppe von Menschen, die während des Bestehens des Konzentrationslagers den Häftlingen halfen. Nach der Befreiung des Lagers arbeitete er als Sanitäter des polnischen Roten Kreuzes und leistete Befreiten Hilfe.

Diskussion mit Regisseur
Ziel der Filmemacher ist es, die Geschichte der Aufopferung und des Engagements für die Häftlinge der Konzentrationslager Auschwitz einem größeren Publikum bekannt zu machen und die Menschen zu ehren, die den Häftlingen auf vielfältige Weise geholfen haben. Dazu gehören auch diejenigen, die wegen ihrer Hilfsbereitschaft von den deutschen Besatzern ermordet wurden.

Der Verein "Freundeskreis Oswiecim" und der Verein "Für die Zukunft lernen" haben die Synchronisierung des Filmes finanziell unterstützt, so dass der Film auch in deutscher Sprache gezeigt werden kann. Der Regisseur und eine weitere Person aus Oswiecim, die den Film mitinitiiert hat, werden bei der Uraufführung im Breisacher Kino dabei sein. Im Anschluss an die Filmvorführung stehen sie für eine Diskussion zur Verfügung.

https://www.badische-zeitung.de/die-guten-um-auschwitz

vom 11.11.2019

deutsch-polnische Begegnungen

Badische Zeitung vom 17.07. 2019
So viele deutsch-polnische Begegnungen wie noch in keinem Jahr zuvor

Freundeskreis Oswiecim blickte in seiner Mitgliederversammlung auf ein sehr bewegtes Jahr zurück / Vorstand wurde im Amt bestätigt / Dank an Christoph Müller.

BREISACH (BZ). Auf ein sehr bewegtes Jahr blickte der Vorstand des Freundeskreises Oswiecim in seiner Mitgliederversammlung zurück. Mit zehn Begegnungen wurde im vergangenen Jahr ein neuer "Rekord" aufgestellt.

Neben den Begegnungen von Schülern der Hugo-Höfler-Realschule und des Martin-Schongauer-Gymnasiums in Oswiecim und Breisach hat auch das Christophorus-Jugendwerk sein Projekt "Für die Zukunft lernen" mit Jugendlichen aus der Einrichtung gemeinsam mit Studierenden der Katholischen Hochschule Freiburg fortgesetzt und eine Studienfahrt für seine Mitarbeiter organisiert.

An der Studienreise des Freundeskreises Oswiecim nahmen 24 Bürgerinnen und Bürger teil.

Ein erster Kontakt zwischen dem deutsch-französischen Rotary Club des Deux Brisach und dem Rotaryclub im polnischen Oswiecim konnte geknüpft werden. Jacob Loewe, der die Fahrt nach Polen gemeinsam mit Gabriel Dittrich organisiert hatte, sieht durchaus die Chance, dass sich hier eine feste Partnerschaft entwickeln kann.

Die satzungsgemäße Aufgabe des Freundeskreises ist die Förderung des Austauschs zwischen den Bürgerinnen und Bürgern der Städte Breisach und Oswiecim. Schwerpunkte sind insbesondere der Jugendaustausch sowie die Förderung von sportlichen und kulturellen Begegnungen. Mit Stolz wies der Vorsitzende, Professor Werner Nickolai, darauf hin, dass seit Vereinsgründung 2007 bereits 86 Begegnungen in Breisach und Oswiecim stattgefunden haben.

Bei den anstehenden Wahlen wurde der geschäftsführende Vorstand mit dem Vorsitzenden Nickolai, dessen Stellvertreter Bernd Werneth, der Schriftführerin Ute Gibson und der Kassenwartin Andrea Weiler einstimmig im Amt bestätigt.

Wiedergewählt wurden außerdem die Beisitzer Gabriel Dittrich (Studienfahrten), Peter Hanselmann (Vertreter Kirchen), Reinhard Jöhle (Vertreter Vereine), Bürgermeister Oliver Rein (Stadt Breisach), Adalbert Respondek (SV Breisach), Klaus Stadelbacher (Wirtschaft), Dieter Turbon (Schulen) und Julian Wasik (Jugend). Neu als Beisitzerin wurde Gabriele Valeska Wilczek, die die Verbindung zum ehemaligen jüdischen Gemeindehaus herstellt, gewählt.

Aufbauarbeit an der Schule
Aus dem Vereinsvorstand ausgeschieden ist Christoph Müller, Lehrer an der Hugo-Höfler-Realschule. Der Vorsitzende dankte Müller für seine Aufbauarbeit der Begegnungen der Hugo-Höfler-Realschule mit ihrer polnischen Partnerschule. Müller sei es zu verdanken, dass diese Begegnungen sich kontinuierlich in all den Jahren verstetigen konnten, betonte Nickolai.

Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Mi, 17. Juli 2019

Altstadt von Oswiecim. Foto: Anne Lazlo
Altstadt von Oswiecim. Foto: Anne Lazlo

Der Rotary Club des Deux Brisach besucht die Gedenkstätte des ehemaligen KZ Auschwitz und Oswiecim

Die Mitglieder des deutsch-französischen Rotary Club des Deux Brisach haben der Breisacher Partnerstadt Oswiecim einen Besuch abgestattet. Auch die benachbarte Großstadt Krakau und die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz gehörten zum Besichtigungsprogramm. Mit kontrastreichen Eindrücken kehrten die Rotarier zurück.
BREISACH /ELSASS. Oswiecim ist eine beschauliche Kleinstadt mit ganz banalen Problemen. Die Chemieindustrie baut ihre Werke ab und die Jugend zieht es in die Großstädte. Oswiecim heißt aber Auschwitz auf Deutsch – das macht den großen Unterschied zu anderen europäischen Kleinstädten. Der Breisacher Arzt Dr. Jacob Loewe hatte bei der Organisation der Reise darauf Wert gelegt, dass die Gruppe sich Zeit nimmt. Einen Vormittag plante er für den Besuch im ehemaligen Stammlager Auschwitz, einen anderen für die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau ein. Außerdem wurden die konservatorische Werkstatt und die Altstadt von Oswiecim besichtigt.

Franziska, eine deutsche Studentin aus Magdeburg, die ihr Bachelor-Praktikum in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte von Oswiecim absolviert, betont, dass man Oswiecim für die Stadt und Auschwitz für die Gedenkstätte sagen solle. Oswiecim hat rund 40 000 Einwohner. Archäologische Funde schmücken den frisch renovierten Marktplatz. Aber Franziska zeigt auch das einstöckige blaue Haus, wo der letzte Rabbiner der Stadt gewohnt hat. Die grauenvolle Geschichte begegnet einem auf Schritt und Tritt. Die Frage "Was wusste die Bevölkerung von Oswiecim darüber, was in Auschwitz geschah?", beantworten alle Gesprächspartner noch bevor sie gestellt wird. Die Nazis haben die ursprüngliche Bevölkerung vertrieben. Sie hatten große Pläne für eine "volksdeutsche (arische)" Musterstadt. Hilfe und Widerstand waren so gut wie ausgeschlossen.

In Krakau, wo in der Vorkriegszeit ein Viertel der Bevölkerung jüdischen Glaubens war, lebt das jüdische Leben wieder auf. Kazimierz, das frühere jüdische Viertel, avanciert dank des Films "Schindlers Liste" zur schicken Vorstadt. In Oswiecim dagegen zeugen nur noch Museen und Gedenkstätten vom intensiven jüdischen Leben von damals. In ihrer über 800-jähringen Geschichte stand die Stadt unter tschechischer, deutscher, österreichischer und polnischer Herrschaft. Ein Rundgang im kleinen jüdischen Museum macht bewusst, dass vor dem Krieg über die Hälfte der Bevölkerung, über 7000 Personen, Juden waren. Die jüdische Bevölkerung war in allen Schichten vertreten. Nach dem Krieg sind weniger als 200 zurückgekehrt, bevor sie endgültig emigrierten. Ein einziger Jude lebte bis 2000 in Oswiecim. Er wurde auf dem alten jüdischen Friedhof bestattet. Eine Synagoge wurde dank Spenden im Museum eingerichtet. Hier können sich jüdische Besucher zum Gebet zurückziehen.

Das Museum erinnert auch an die Familie von Jakob Haberfeld. Ihre Geschichte ist kennzeichnend für das Leid der Juden von Oswiecim. Der Wein- und Spirituosenhändler war mit seiner Frau auf der Rückreise von einer Fachmesse in New York, als 1939 die deutsche Wehrmacht Polen überfiel. Das Ehepaar hatte die zweijährige Tochter bei den Großeltern in Krakau gelassen. Nun konnten die einen nicht mehr rein, die anderen nicht mehr raus aus Polen. Seit 1942 gibt es kein Lebenszeichen mehr von dem Mädchen und den Großeltern. Nach Kriegsende wurden die Haberfelds, die eine Firma geerbt hatten, von den neuen Machthabern enteignet. Ihre zerfallende frühere Stadtvilla wurde nach dem Ende der kommunistischen Ära abgerissen. Dort steht nun ein elegantes Hotel.

Die Gedenkstätten der ehemaligen Lager Auschwitz und Auschwitz-Birkenau sind gut gepflegt. 700 Mitarbeiter und 300 Gedenkstättenpädagogen arbeiten hier, beim zweitgrößten Arbeitgeber der Stadt. In der konservatorischen Werkstatt widmen sich Chemiker, Mikrobiologen, Restauratoren und andere Fachleute der Konservierung von Schuhen, Koffern und Fotos der deportierten und ermordeten Frauen, Männer und Kinder. Die internationale Jugendbegegnungsstätte von Oswiecim wurde 1986 von Privatpersonen und Institutionen im Rahmen der Aktion Sühnezeichen gegründet. Sie ist ein Ort für die deutsch-polnische Versöhnung und den jüdisch-christlichen Dialog.

"Die meisten der jährlich zwei Millionen Besucher wissen nicht einmal, dass es hier eine Stadt gibt", erzählt eine Rotarierin aus Oswiecim. Wie lebt die Bevölkerung heute mit dem schrecklichen Erbe? Manche Bürger sind sehr engagiert, wie der pensionierte Deutschlehrer, der mehrere Tage pro Woche Besuchergruppen durch die Anlagen führt. Manche Jugendliche der Stadt seien aber noch nie in der KZ-Gedenkstätte gewesen, berichtet Franziska. Aber wie viele junge Elsässer würden von sich aus das Lager Struthof in den Vogesen besichtigen?", wendet eine elsässische Rotarierin ein.

Die Geschichte begegnet einem auf Schritt und Tritt

Der Städtepartnerschaft von Breisach und Oswiecim ging über Jahre ein sportlicher Austausch voraus. Professor Werner Nickolai von der Katholischen Fachhochschule Freiburg organisierte Fußballturniere für Jugendliche aus Breisach und Oswiecim. Nickolay und Gabriel Dittrich vom Freundeskreis Oswiecim waren auch bei der Reiseplanung des Rotary Club behilflich. Dem jungen Rotary Club von Oswiecim gehören mehrheitlich Frauen an. Sie investieren viel Zeit und Engagement für ihre Stadt. Die Besucher treffen auch den wiedergewählten Oberbürgermeister Janusz Schwierut. Er ist Mitglied der Platforma Obywatelska, einer proeuropäischen liberal konservativen Partei, deren prominentester Vertreter Donald Tusk, Präsident des Europäischen Rats, ist.

Oswiecim liegt an einem Knotenpunkt wichtiger Handelsrouten. Die guten Eisenbahnverbindungen und eine leerstehende Kaserne wurden zum Fluch für die Stadt und ihre Einwohner. Sie verleiteten die Nazis, das größte Vernichtungslager seit Menschengedenken hier zu etablieren.

"Ich verstehe besser, warum die meisten der wenigen Überlebenden so lange brauchten, um über ihre Zeit im Lager zu erzählen. Selbst über die Gedenkstätte werde ich nur mit Mühe berichten können", sagt einer der Mitreisenden. "Wir müssen alles dransetzen, dass die Menschheit nie wieder ihre Ehre so grundlegend verliert. Wir sind alle gefordert", betont Léon Baur, der Präsident 2018 bis 2019 des Rotary Club des Deux Brisach.

Oswiecim
Die südpolnische Stadt hat heute 40 000 Einwohner. Erstmals urkundlich erwähnt wurde sie 1178. Vor dem Zweiten Weltkrieg war über die Hälfte der Bevölkerung jüdisch. Zur Zeit lebt kein Einwohner jüdischer Konfession mehr in Oswiecim.
Wirtschaft: Chemieindustrie, Besichtigung der Gedenkstätte, kleine und mittlere Unternehmen

KZ-Gedenkstätte Auschwitz
In dem Lager, das von 1940 bis 1945 in Betrieb war, wurden 1,1 Millionen Menschen ermordet. Die meisten waren Juden. Heute besichtigen über zwei Millionen Besucher jährlich die Gedenkstätte. 700 Mitarbeiter und 300 Gedenkstättenpädagogen sind hier beschäftigt.

BADISCHE ZEITUNG vom 09.Mai 2018

Praktikum beim SC Freiburg

BREISACH/OSWIECIM. Seit vielen Jahren besteht zwischen dem SV Breisach und Unia Oswiecim eine Partnerschaft. Man trifft sich abwechselnd in Oswiecim und Breisach, nicht nur um sich sportlich zu messen, sondern auch, um sich näher zu kommen und um Land und Leute kennenzulernen.

Die beiden Jugendtrainer von Unia Oswiecim, Adrian Pietraszko und Szymon Grzywa, haben nun die Chance erhalten, im Rahmen einer Hospitation die Fußballschule des SC Freiburg kennenzulernen. Während ihres Besuchs werden die beiden auch am Training des SV Breisach teilnehmen.

Der Freundeskreis Oswiecim ist dem SC Freiburg dankbar, dass er die beiden Trainer aus Oswiecim bei sich aufgenommen hat. Adalbert Respondek, Vorstandsmitglied im Freundeskreis und dort Vertreter des SV Breisach, hat gemeinsam mit dem ehemaligen Spieler des SV Breisach und jetzigen Trainer der U19 des SC Freiburg, Ali Gasmi, die Hospitation geplant. Der Freundeskreis unterstützt die Hospitation mit einem finanziellen Zuschuss.
Bild: Mit Adalbert Respondek (Mitte) besuchen Adrian Pietraszko und Szymon Grzywa von Unia Oswiecim (von links) den SC Freiburg. Foto: Privat

BADISCHE ZEITUNG vom 02.12.2017

Hochschule in Oswiecim und katholische Hochschule Freiburg wollen enger zusammenarbeiten.

BREISACH. Die katholische Hochschule Freiburg und die staatliche Rittmeister-Witold-Pilecki-Hochschule aus Oswiecim wollen enger zusammenarbeiten. Aus diesem Grund besuchte Professor Witold Stankowski, Rektor der polnischen Hochschule, in Begleitung von Professor Matthias Gleitze den Breisacher Bürgermeister Oliver Rein. Breisach unterhält bekanntlich eine Städtepartnerschaft mit Oswiecim. Das Treffen hatte Professor Werner Nickolai von der katholischen Hochschule in Freiburg organisiert.

Die Hochschule in Oswiecim bildet wie die Hochschule in Freiburg auch Sozialarbeiter und Pflegekräfte aus. In Oswiecim sind es 1600, in Freiburg 1800 Studenten. Insgesamt 15 Studiengänge werden in Oswiecim angeboten, darunter Informatik, Pädagogik, Politik- und Sozialwissenschaften, mit Bachelor- oder Magisterabschluss.

Die Hochschule lege großen Wert auf den Austausch zwischen Polen und Europa und umgekehrt, insbesondere aber auch auf die deutsch-polnische Verständigung, berichtete Stankowski. "Beide Völker müssen sich gut verstehen", betonte er. Man wolle den Kontakt zu Akademikern fördern. Das Bemühen um die Verständigung finde viel Anerkennung.

"Bitte kommen Sie zu uns", lud Stankowski Bürgermeister Rein zu einem Besuch ein. Die Einladung nahm der Breisacher Rathauschef gerne an. Er will sich für den Austausch der beiden Hochschulen einsetzen.

Professor Gleitze ist Honorarprofessor in Oswiecim. Bis 2013 war er Rektor der beruflichen Schulen in Hannover. Nach seiner Pensionierung übernahm er die Professur in Oswiecim. In jedem Semester gehe es darum, Vorurteile abzubauen, informierte Gleitze. Er zeige seinen Studenten auf, wie viele Freunde und Bekannte er in Deutschland habe, die einen polnischen Namen tragen, deren Familien aber bereits seit vielen Jahrzehnten und mehr in Deutschland lebten. Oft erinnerten sich dann die Studenten an Freunde und Nachbarn, die deutsche Namen haben.

Auch wenn derzeit das Verhältnis auf Regierungsebene nicht immer gut sei, müsse das Versöhnungswerk weitergetragen werden. "Nationalistische Worte sollten es nicht kaputtmachen", forderte Gleitze und erinnerte an die Worte polnischer Bischöfe: "Wir bitten um Vergebung und wir vergeben."

Bürgermeister Rein verwies auf die Verständigung und Versöhnung zwischen Frankreich und Deutschland. Hierbei seien Städtepartnerschaften sehr hilfreich gewesen. Aus der früheren Erzfeindschaft sei mittlerweile eine tiefgründige Freundschaft geworden.

Heute seien polnische und deutsche Soldaten gemeinsam in der Nato, auch der Schüleraustausch zwischen Breisach mit Oswiecim habe schon zu tiefgründigen Freundschaften geführt.


Bild: Im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen Breisach und Oswiecim besuchten die Professoren Witold Stankowski (Zweiter von rechts) und Matthias Gleitze (links) Bürgermeister Oliver Rein (Mitte). Mit dabei war auch Professor Werner Nickolai von der katholischen Hochschule Freiburg (rechts). Foto: Hans-Jochen Voigt

Breisach präsentiert sich in Oswiecim

Badische Zeitung
Von Claudia Müller, Do, 12. Oktober 2017

Delegation aus der Münsterstadt besuchte polnische Partnerstadt / Stadtkapelle spielt in farbenfroher Tracht.

BREISACH/OSWIECIM. Eine mehrköpfige Delegation hat sich Ende September von Breisach nach Oswiecim aufgemacht, um sich beim diesjährigen Herbstfest in der polnischen Stadt als Partnerstadt vorzustellen. Zur Abordnung gehörten neben dem Bürgermeister und seiner Frau unter anderem Vertreter des Freundeskreises Oswiecim und rund 20 Musikerinnen und Musiker der Breisacher Stadtmusik in ihrer farbenfrohen Tracht.

Bereits seit einigen Jahren lade Oswicim stets eine ihrer Partnerstädte dazu ein, sich beim offiziellen Picknick im Herbst vorzustellen, erzählt Breisachs Bürgermeister Oliver Rein. In diesem Jahr war nun Breisach an der Reihe.

Zahlreiche Termine
Während des mehrtägigen Besuchs in der polnischen Stadt wechselten sich ernste und erfreuliche, hochoffizielle und sehr vergnügliche Termine ab. So stand unter anderem der Besuch im Stammlager Auschwitz auf dem Programm. "Es ist beschämend zu sehen, mit welcher Unmenschlichkeit das damals blühende jüdische Leben in Oswiecim zerstört wurde", berichtete Margot Kückelheim, die Vorsitzende des Breisacher Stadtmusikvereins. Mit Prospekten, Produkten und kleinen Präsenten stellten sich die Breisacher in ihrer Partnerstadt vor. Dabei wurde auch der Gründung des Freundeskreises Oswiecim vor 10 Jahren gedacht. Badischen Wein und Flammkuchen hatte die Delegation mitgebracht. Auch über den Schüleraustausch der Hugo-Höfler-Realschule und mit dem "Gimnazjum nr 2" in Oswiecim informierten die Botschafter aus Breisach.

Mit dem Konzert beim Herbstpicknick hatte dann der Musikverein seinen großen Auftritt. Gut besetzt und das in allen Registern, altersmäßig bunt gemischt mit Musikern zwischen 16 und 60 Jahren zeigte sich die Breisacher Kapelle in ihrer offiziellen Tracht. Der Auftritt in den typischen, farbenfrohen Kostümen sei Janusz Schwierut, dem Bürgermeister von Oswiecim, ganz besonders wichtig gewesen, betonte Rein. "Die hat ihm bei seinem Besuch im Mai so gut gefallen", erzählte er – weshalb Rein selbst ebenfalls in Tracht erschien.

Gefeiert und festlich geschmaust wurde in Oswiecim ebenfalls. So empfingen der Bürgermeister und seine Frau die Breisacher Abordnung zum Abendessen im Schloss. "Das war ein Büffet, das unsere kühnsten Träume überstieg", schwärmte Kückelheim, wieder zurück in Breisach. Auch zum Abschluss des Besuchs stand ein gemeinsames Abendessen auf dem Programm.

Für die Breisacher Delegation war der Besuch eine gelungene Sache. "Was wir nach Oswiecim mitgebracht haben, ist gut angekommen", erzählte Rein. "Aus unserer Sicht war der Besuch ein Highlight unseres Vereinslebens und ein großer Motivationsschub für den Zusammenhalt im Verein", betonte Kückelheim.

"Ein musikalisches Geschenk der Versöhnung"

Beeindruckende Konzertreise nach Oswiecim und Krakau

Badische Zeitung. Von Kai Kricheldorff, Fr, 13. Januar 2017

Nach zwei gefeierten Konzerten in der polnischen Großstadt Krakau und in Breisachs Partnerstadt Oswiecim sind das Vocalensemble Breisach und die Junge Kammerphilharmonie Freiburg nach Südbaden zurückgekehrt. Bei ihrer Reise erlebten die Musikerinnen und Musiker eine beeindruckende Gastfreundschaft und erhielten viel Anerkennung.

Deutsches Requiem von Brahms
An beiden Aufführungsorten präsentierten die zusammen rund 130 Chormitglieder und Musikerinnen und Musiker mit ihrem Leiter Ludwig Kleber das Deutsche Requiem von Johannes Brahms. Mit diesem Werk hatten sie bereits Ende November in Freiburg und Ihringen erfolgreich konzertiert (die BZ berichtete).

Voll besetzt war die Maximilian-Kolbe-Kirche in Breisachs Partnerstadt Oswiecim, als Chor und Orchester Aufstellung für ihre musikalische Darbietung nahmen. "Das Requiem des protestantischen Komponisten Brahms ist im überwiegend katholischen Polen wenig bekannt", berichtete die Breisacherin Christiane Portele, die als Mitglied des Vocalensembles an der Gastspielreise teilnahm. Tags darauf gaben Chor und Orchester in der nahegelegenen Großstadt Krakau ihr zweites Konzert. Der Spielort dort war im Vergleich zu Oswiecim ein ungleich größeres Gotteshaus mit über 1000 Plätzen.

Stehende Ovationen
"Alle Sitzplätze waren besetzt, viele Zuhörer sind gestanden. Die meisten von uns hatten noch nie vor einem so großen Publikum musiziert", so Portele zur BZ. Dieses habe sich intensiv auf die Musik eingelassen. Und es sei zu spüren gewesen, wie das Gefühl von Hoffnung und Trost, das Brahms mit seinem Requiem ausdrücken wollte, die Zuhörer erreichte, schilderte sie ihren Eindruck von den beiden Konzerten, die mit jeweils stehenden Ovationen des Publikums endeten. Durch die Vermittlung der Sopranistin Sylwia Olszynska, die schon im November bei den Konzerten in Freiburg und Ihringen den Solopart gesungen hatte, konnte die Junge Kammerphilharmonie durch einige polnische Musiker ergänzt werden.

Zum Abschluss stimmten Vocalensemble und Junge Kammerphilharmonie "Stille Nacht" an und forderten die Zuhörer zum Mitsingen auf. So erklang das bekannte Weihnachtslied zugleich auf Polnisch und Deutsch, was unweigerlich ein Zusammengehörigkeitsgefühl erzeugte und ein besonders berührendes Erlebnis war, so Portele.

Große Gastfreundschaft
Der Pfarrer der Kirchengemeinde in Oswiecim sprach von "einem musikalischen Geschenk der Versöhnung". Begeistert äußerte sich Portele im Gespräch mit der BZ auch über die Gastfreundschaft, die den Besuchern aus der Europastadt Breisach und aus Freiburg in Polen entgegengebracht wurde.

"Wir alle zusammen waren gut 150 Personen, für die die Stadt Oswiecim einen großzügigen Empfang ausgerichtet hat". Stadtpräsident und Bürgermeister der Breisacher Partnerstadt luden Chor und Orchester gleich dazu ein, zur 10-Jahresfeier der Städtepartnerschaft in zwei Jahren wieder nach Oswiecim zu kommen.

Einladung zum Jubiläum
Neben den beiden Konzertauftritten besuchten die Reiseteilnehmer unter anderem die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz und das Jüdische Zentrum in Oswiecim. Außerdem nahmen sie an einer Stadtführung durch Krakau teil. Alle Teilnehmer der Fahrt hatten ihre Reisekosten selbst übernommen. Die Stadt Breisach und der Freundeskreis Oswiecim unterstützten die Konzertreise von Vocalensemble und Junger Kammerphilharmonie kräftig.

Gabriel Dittrich, Vorstandsmitglied des Freundeskreises Oswiecim, begleitete als Dolmetscher und Organisator mit seiner Gattin Gudrun Chor und Orchester in seine polnische Heimat. Dort waren die beiden für die Reisegesellschaft unentbehrliche Unterstützer und Vermittler.

Breisacher Stadtgeschichte hautnah

Stadtarchivar Uwe Fahrer empfing eine Gruppe polnischer Austauschschüler im Rathaus.

Sa, 23. Juli 2016
Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung.

BREISACH (cp).Eine polnische Schülergruppe aus der Partnerstadt Oswiecim hat ihre Austauschpartner vom Martin-Schongauer-Gymnasium (MSG) besucht. Stadtarchivar Uwe Fahrer empfing die polnisch-deutsche Gruppe im Rathaus und hieß sie herzlich willkommen. Begleitet wurden die Schüler von Berthold Brose und Christiane Portele.

Fahrer erzählte von der bewegten Geschichte Breisachs und von vielen Kriegen und Zerstörungen im Laufe der Jahrhunderte. Dennoch habe sich Breisach als erste Stadt in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg für ein geeintes Europa ausgesprochen. Er dankte den polnischen Schülerinnen und Schülern und vor allem ihren Lehrerinnen Monika Kotfis und Jola Paluch für ihr Kommen. Der polnisch-deutsche Austausch zwischen dem MSG und den Gymnasien in Oswiecim findet seit vielen Jahren statt. Zu Beginn eines jeden Schuljahres fährt eine Gruppe Zehntklässler aus Breisach für eine Woche nach Oswiecim, um die polnischen Partnerschüler kennenzulernen, Ausflüge in die Umgebung zu unternehmen und die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau zu besuchen. Im späten Frühjahr erfolgt in der Regel der Gegenbesuch.

Auch in diesem Jahr wurde von den deutschen Schülerinnen und Schülern ein buntes Programm vorbereitet. Neben dem Empfang im Rathaus und einem Rundgang durch Breisach, bei dem alle Gäste die beeindruckende Aussicht vom Eckartsberg bewunderten, fanden eine Wanderung durch die Ravennaschlucht, eine Führung durch Freiburg mit abschließender Besteigung des Münsterturmes, eine Besichtigung einer badischen Winzergenossenschaft und ein Ausflug nach Basel statt. Des Weiteren waren noch ein Besuch im Europaparlament in Straßburg und ein Tagesausflug in den Europa Park geplant.

Da neben dem Austausch und dem Kennenlernen der jeweils anderen Kultur auch die gemeinsame Geschichte einen wichtigen Schwerpunkt darstellt, waren die Gäste aus Polen wie in jedem Jahr auch ins Blaue Haus eingeladen, um etwas über die Geschichte der Breisacher Juden zu erfahren.

Schüler aus Breisach und Oswiecim sind Freunde...

Professor Werner Nickolai Foto: Kai Kricheldorff
Professor Werner Nickolai Foto: Kai Kricheldorff

Badische Zeitung vom 17.01.2015


Forschungsprojekt der Katholischen Hochschule Freiburg

Als Lehrforschungsprojekt haben Studenten der Sozialarbeit der katholischen Hochschule Freiburg 16 Schülerinnen und Schüler der Hugo-Höfler-Realschule in Breisach interviewt. Vor zwei Jahren hatten sie an einem Schüleraustausch mit der polnischen Partnerstadt Oswiecim teilgenommen.

In ihrem Buch "Anders als erwartet" haben die beiden Hochschullehrer Professor Werner Nickolai und Professor Jürgen E. Schwab die Interviews, ihre Ergebnisse und ihre Bewertungen veröffentlicht. Mit Nickolai sprach BZ-Mitarbeiter Kai Kricheldorff.

BZ: Welche Erkenntnisse lassen sich aus der Untersuchung über den Schüleraustausch zwischen der Hugo-Höfler Realschule und einer Schule in Breisachs polnischer Partnerstadt Oswiecim ableiten?

Nickolai: Von den Schülerinnen und Schülern der Breisacher Realschule, die am Austausch teilnahmen, wurde vor allem die herzliche Gastfreundschaft hervorgehoben, die sie in den polnischen Familien und in Oswiecim insgesamt erlebten. Daraus haben sich persönliche Freundschaften zwischen jungen Menschen aus Breisach und Oswiecim entwickelt, die inzwischen über die sozialen Netzwerke im Internet rege gepflegt werden. Aber es artikulierte sich auch der Wunsch der Schüler in beiden Städten, ihre Eltern mögen miteinander in Kontakt und Austausch treten. Polen wurde von den Schülern aus Breisach als attraktives Reiseland entdeckt. Die polnischen Schüler haben großes Interesse am deutsch-polnischen Verhältnis bekundet, auch mit Blick auf die tragische Vergangenheit, die beide Länder miteinander verbindet.

BZ: Lässt sich auch ein Austausch von Erwachsenen aus Oswiecim und Breisach organisieren?

Nickolai: Die älteren Generationen sind eher zurückhaltend, was das betrifft. Aber es ergeben sich schon erste Ansätze für Begegnungen zwischen Erwachsenen aus beiden Städten. Sie weiter zu entwickeln, wird eine Zukunftsaufgabe für den Freundeskreis Oswiecim sein.

Werner Nickolai und Jürgen Schwab: "Anders als erwartet", Hartung-Gorre Verlag, Konstanz, 144 Seiten, 18 Euro

BZ: Mit welchen Erwartungen sind die Schüler aus Breisach und Umgebung nach Polen gefahren?

Nickolai: Natürlich waren da vereinzelt vorgefasste Meinungen und Klischeevorstellungen vorhanden, etwa im Hinblick auf politische Einstellungen junger Polen oder auf ihr Verhalten. Das aber hat sich bei dem Aufenthalt relativiert, wie auch in den Interviews deutlich wird. Unerwartet war für die deutschen Schüler, dass in Oswiecim Wohnqualität, Stadtbild und Infrastruktur doch teilweise erheblich anders sind als sie es von Deutschland kennen. Sehr positiv haben sie das gute Essen in Polen bewertet.

BZ: Welche unerwarteten Erfahrungen machten die deutschen Teilnehmer?

Nickolai: Nicht erwartet hatten sie, dass ihnen als Deutsche im Hinblick auf die historische Vergangenheit in Polen keinerlei Vorhaltungen gemacht wurden. Überraschend war für sie wohl auch, dass Musik und Kleidung polnischer Jugendlicher sich von denen ihrer deutschen Altersgenossen kaum unterscheiden.

BZ: Was bedeutet für den Schüleraustausch die Tatsache, dass Oswiecim die Stadt ist, in dem sich das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz befindet?

Nickolai: Die am Austausch beteiligten Schülerinnen und Schüler haben erkannt, dass zwischen Oswiecim und dem Ort des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz, der ja heute Gedenkstätte ist, zu differenzieren ist. Ihr Verständnis dafür, dass Auschwitz für Deutsche eine verpflichtende Aufgabe bedeutet, sich mit den Themen Nationalsozialismus und Holocaust auseinanderzusetzen, ist bei dem Besuch in Polen sicher gewachsen. Sie waren auf diese Thematik schon in der Schule in Breisach gut vorbereitet worden. Durch Besuche im Blauen Haus wussten sie von der langen jüdischen Geschichte Breisachs und konnten realisieren, dass Auschwitz auch einen Bezug zur Heimatgeschichte unserer Stadt hat.

"Alle Menschen in Polen waren nett"

BADISCHE ZEITUNG vom 22.10.2014

Schüler des Martin-Schongauer-Gymnasiums berichten von ihren Erfahrungen in Oswiecim.

BREISACH. Torben Bein, Niklas Wedler und Laura Tortomasi besuchen die 9. Klasse des Martin-Schongauer-Gymnasiums in Breisach. Kürzlich haben sie mit ihrer Klasse Breisachs polnische Partnerstadt Oswiecim besucht. Für die Badische Zeitung haben sie einen Reisebericht verfasst.
"8 Uhr, Flughafen Basel. Die 20 Schülerinnen und Schüler des Martin-Schongauer-Gymnasiums warten auf ihren Flieger Richtung Polen. Zwei Stunden Flughafenaufenthalt warten auf sie, das Gepäck aufgeben, dann frühstücken gehen. Endlich, es ist 10 Uhr, das Gate wird geöffnet. Alle haben Vorfreude. Auch mit Flugangst gibt es jetzt kein Zurück mehr. Der Flieger startet. Endlich sind wir in der Luft. Drei Stunden Flug, jetzt können wir Schlaf nachholen. In Polen wartet eine Gruppe Schülerinnen und Schüler am Flughafen. Sie holen uns mit dem Bus ab. Dann beziehen wir im Kloster unsere Zimmer.

Am folgenden Sonntag ist Familientag. Wir lernen die Familien kennen, die uns freundlich aufnehmen. Viele von ihnen haben offensichtlich nicht viel Geld. Wir gehen mit ihnen an verschiedene Orte. Der Tag ist schön. Montag und Dienstag sind wir in der Gedenkstätte des früheren Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau. Den ganzen Montag verbringen wir im Stammlager Auschwitz und lernen den Lageralltag kennen. Das ist eine sehr beeindruckende Erfahrung. Die Lagerinsassen tun uns alle zu diesem Zeitpunkt sehr leid. Die Baracken sind sehr klein für diese Menge an Menschen. Die SS war sehr grausam. Wir lernen, Respekt vor diesem Ort zu haben. Auch ein Besuch im Archiv des Lagers steht auf dem Plan. Dort erfahren wir die Geschichte von Salomon Wurmser, einem Breisacher Juden, wie er nach Auschwitz "geliefert" wurde und wie er gestorben ist.

Auch Salomon Wurmser starb im KZ Auschwitz

Dann geht es weiter in die Kunstabteilung. Dort wird uns etwas über die Werke der inhaftierten Künstler erzählt. Am Dienstag sind wir im Lager Birkenau. Das Lager ist sehr groß. Dort waren die Bedingungen für die Häftlinge noch schlimmer. Dieses Lager ist noch beeindruckender als das Stammlager. Die Führerin berichtet uns ausführlich von dem bedrückenden Schicksal der Lagerinsassen. Darunter waren auch viele missbrauchte Jugendliche. Wir sind sehr lange unterwegs, da dieses Lager beeindruckende Ausmaße hat. Als wir aus dem Lager kommen, ist uns immer noch sehr schlecht. Der Tag danach ist dann auch nicht mehr so lustig.

Am Mittwoch sind wir in Krakau und in der dort liegenden Salzmine. Wir machen eine spannende Führung mit. Wir werden immer zum "Salzschlecken" aufgefordert. Nach dieser Führung gehen wir mit unseren Partnern shoppen.
Am Donnerstag sind wir in einem coolen Klettergarten. Danach sind wir bei einer Brauereiführung dabei. Diese ist sehr lustig und gut organisiert.

Die Woche in Polen war sehr interessant. Wir haben viel mitgenommen. Die Vorurteile über Polen haben wir hinter uns gelassen. Alle Menschen in Polen waren sehr nett. Wir freuen uns schon darauf, wenn unsere Austauschpartner im Frühjahr zu uns kommen und wir hoffen, dass sie sich bei uns genauso wohlfühlen, wie wir uns bei ihnen."

Zusammen Gemeinsames entdecken

Foto: Privat
Foto: Privat

BADISCHE ZEITUNG vom 22.10.2014

Schüler der Hugo-Höfler-Realschule haben Polen und Breisachs Partnerstadt Oswiecim besucht.

BREISACH. 22 Schülerinnen und Schüler der Hugo-Höfler-Realschule Breisach besuchten ihre polnischen Austauschpartner in Breisachs Partnerstadt Oswiecim. Bereits zum zehnten Mal fand dieser Austausch statt.

Die Breisacher Reisegruppe, die bereits vor genau einem Jahr ihre polnischen Partner in der Münsterstadt zu Gast hatte, wurde von den Lehrern Jutta Himmelsbach, Christoph Müller und Miriam Tischner begleitet.

Zu Gast in polnischen Familien
Die Schüler waren in den Familien der polnischen Austauschpartner untergebracht. Die Gäste aus Breisach lernten dabei viel über die Kultur, das Essen und die Bräuche in den polnischen Häusern.

Das bunt gestaltete Programm beinhaltete unter anderem eine Fahrt nach Krakau, Wanderungen in den Beskiden und im Tatragebirge, den Besuch der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau, Erkundungen im Salzbergwerk in Wieliczka sowie einen Empfang beim Stadtpräsidenten von Oswiecim, Janusz Chwierut.

Das Motto der Begegnungen lautet seit Jahren "Was uns verbindet", und so fanden die Jugendlichen aus den beiden Nachbarländern schnell ihre Gemeinsamkeiten heraus. Die anfänglichen Sprachbarrieren wurden dabei rasch überwunden.

Beim Abschlussabend mit den polnischen Familien hob Grayna Korczyk, Rektorin der polnischen Partnerschule, die Kontinuität der jährlich stattfindenden Begegnungen hervor. So begegneten sich inzwischen annähernd 250 Schülerinnen und Schüler sowie über 20 Lehrerinnen und Lehrer beider Schulen.

Ziel solcher Begegnungen ist unter anderem der Abbau von Vorurteilen, die Freundschaft zwischen Jugendlichen beider Länder und nicht zuletzt die Suche nach dem, was uns verbindet.

"Vom Image der traurigen Geschichte..."

Di, 08. Oktober 2013
Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung.

"Vom Image der traurigen Geschichte wollen wir uns lösen"

Breisacher Delegation besuchte drei Tage lang die polnische Partnerstadt Oswiecim / Herzlicher Empfang / Kultureller Austausch soll in den Vordergrund rücken.

BREISACH/OSWIECIM (jov). Breisachs polnische Partnerstadt Oswiecim, das frühere Auschwitz, feiert 2013 das Jahr der Kultur. Aus diesem Anlass fand dort das 8. Picknick der lokalen Nichtregierungsorganisationen statt. Hierzu waren mehrere Delegationen aus verschiedenen Ländern, unter anderem auch aus Breisach, eingeladen. Zwei Mitglieder der Stadtverwaltung sowie zwei Vertreter von Vereinen reisten für 3 Tage nach Oswiecim.

Überaus herzlich empfanden die Teilnehmer die Gastfreundschaft, mit der sie in der Partnerstadt empfangen wurden. Auch die Organisation klappte ausgezeichnet. Dazu kamen die Kontakte zu den Vertretern aus den anderen Partnerstädten. Freunde aus Sambor (Ukraine), Ballan-Miré (Frankreich), Kerpen (Deutschland), Cori und Arezzo (Italien) veranstalteten zusammen mit den Gastgebern ein Fest. In Gesprächen zwischen den zahlreichen kulturellen Darbietungen gab es Gelegenheiten, sich näher kennenzulernen.

Die An- und Abreise mit Bahn und Flugzeug war unproblematisch, der Direktor für Kultur, der sich kurz als Marek (Tarnowski) vorstellte, holte die Breisacher Delegation selbst am Flughafen von Krakau ab.

Ein gemeinsames Mittagessen mit Bürgermeister Janusz Chwierut bildete den Auftakt, anschließend spielte die Eishockeymannschaft "Unia Oswiecim" gegen ein anderes hochklassiges polnisches Team. Das späte Abendessen nutzten viele Gäste, um ihre Sangeskunst darzubieten. Dabei brillierten vor allem die Italiener mit Volksliedern, Popmusik und Klassikern aus Oper oder Operette.

Ein bunter Markt mit Köstlichkeiten



Am Folgetag gab es das gemeinsame Picknick auf einem bunten Markt mit vielen Köstlichkeiten, Musik, Darbietungen der eingeladenen Gäste, Ausstellungen örtlicher und angereister Künstler sowie einem Fußballspiel zwischen den Mitarbeitern und den Gemeinderäten der Stadt Oswiecim sowie den Vertretern der Partnerstädte.

Nachdenklich und betroffen stimmte der Besuch der Gedenkstätte und des staatlichen Museums Auschwitz. Eindrucksvoll stellte die deutschsprachige Führerin das Grauen des Nazi-Regimes dar auf einem Gelände, auf dem Millionen von Menschen mitleidslos getötet wurden. Arbeitslager, Unterkünfte der KZ-Häftlinge, Todeszellen, Stacheldraht, Sammlungen von Schuhen, Kinderkleidung, Haare, Brillen und andere persönliche Utensilien machten das Ausmaß der Tötungsmaschinerie fast "greifbar". Von "unvorstellbar" bis "pervers" waren die Reaktionen der Delegationen, als sie erfuhren, dass bei der Ankunft der Todeszüge mit den Häftlingen jüdische Mädchenorchester fröhliche Märsche spielen mussten.

Am dritten Tag führte der Stadtrundgang unter anderem ins jüdische Zentrum mit einem Museum und der Synagoge, in das Schlossmuseum und zum jüdischen Friedhof mit Inschriften auf Grabsteinen in Polnisch, Deutsch und Hebräisch.

Bürgermeister Janusz Chwierut betonte immer wieder, dass nicht nur die traurige Geschichte Anlass für das Treffen der Partnerstädte sei. Heute sei der Kulturaustausch wichtig. "Vom Image der Geschichte wollen wir uns lösen, wir sind eine Stadt des Friedens." Chwierut berichtete von den wirtschaftlichen und kulturellen Erfolgen der Stadt, von ihren freundlichen Menschen, aber auch von den kommenden Herausforderungen. Die Stadt und ihre Menschen bräuchten heute bessere Verkehrsanbindungen für sich und ihre Wirtschaft.

Herzliche Grüße von Bürgermeister Oliver Rein

In einem Gespräch, in dem Breisachs Baudezernent Stefan Baum herzliche Grüße von Bürgermeister Oliver Rein überbrachte, betonte der Bürgermeister von Oswiecim seine Freundschaft zu Rein und Breisach. Gerne erinnere er sich an die vergangenen gegenseitigen Besuche, die aus sportlichen Begegnungen hervorgegangen seien. In gegenseitiger Hochachtung wurden Präsente überreicht.

  • Badische Zeitung, Oktober 2011
  • Badische Zeitung, Oktober 2011
  • Badische Zeitung, Oktober 2010
  • Badische Zeitung, Dezember 2010
  • Badische Zeitung, Mai 2013
  • Badische Zeitung, Februar 2013
  • Badische Zeitung, Februar 2013

Badische Zeitung Juli 2013

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Badische Zeitung Mai 2013

Badische Zeitung Mai 2013